- lebende Bilder
- lebende Bilder,französisch Tableaux vivants [ta'blo vi'vã], die Darstellung von Werken der Malerei und Plastik, auch von biblischen Szenen, Allegorien, Geschehnissen jeglicher Art, durch stumme und bewegungslos verharrende Personen. Der Sache nach schon dem Altertum bekannt, waren lebende Bilder in den spätmittelalterlichen Mysterienspielen so beliebt wie die Bühnendarstellungen selbst. Bei festlichen Einzügen von hohen Persönlichkeiten und festlichen Umzügen wurden in der Renaissance lebende Bilder an wichtigen Punkten einer Stadt aufgestellt oder auf Wagen oder Karren mitgeführt. Auch in spanischen Fronleichnamsprozessionen gab es lebende Bilder. Ende des 18. Jahrhunderts wurden lebende Bilder durch die Comtesse Stéphanie Félicité de Genlis wieder aufgenommen; an sie knüpfte Lady Emma Hamilton mit ihren »Attitudes« (lebende Bilder nach antiken Statuen) an. Ein Bewunderer ihrer mimischen Plastik war u. a. Goethe, der durch die Beschreibung in den »Wahlverwandschaften« (1809) die lebenden Bilder als höfisches und bürgerliches Unterhaltungsspiel propagierte. Das 19. Jahrhundert pflegte lebende Bilder v. a. bei bürgerlichen Vereinsfestlichkeiten. Heute fungieren sie als Schlussbild in Revuen oder Eröffnungsbild im Tanztheater.
Universal-Lexikon. 2012.